Vielleicht können sich jetzt alle wieder beruhigen.
Ja, der i4 steht auf einer (relativ neuen) Verbrennerplatform. Das war aber doch schon immer klar. Aber auf dieser Plattform haben Sie doch (wie schon dem iX3 bescheinigt) gutes E-Auto gebaut.
Ja, das bringt Kompromisse mit sich - für uns, damit BMW auch noch gut Verbrenner verkaufen kann. Wer mit denen nicht leben kann, muss was anderes fahren. Ich für meinen Fall freue mich über die große Heckklappe und die 1600 kg AHK mehr als ich mich über den Platz auf der Rücksitzbank ärgere. Da kommt mir eh niemand mit ü 1,80m rein.
Das Auto fährt sich allen Tests zu folge doch gut: die Performance ist gut, die reale Reichweite ist gut, der Komfort ist gut, die Software an sich auch, manchmal zickt sie noch, aber dafür gibt es jetzt ja OTA.
Wo ist das Problem?
Ich finde die Politik, den i4 künstlich zu verknappen, auch nicht prickelnd. Wer weiß, wie es ohne Chipkrise wäre, aber grundsätzlich ist es so, dass die Verbrenner einfach mehr Marge abwerfen (so scheint es jedenfalls). Das Geld kann BMW für die Entwicklung gut brauchen.
Wenn das Auto jetzt statt im Sept. 2022 im Jan. 2023 geliefert wird, kann man natürlich ein Problem haben, wenn der bestehende Leasingverträge endet. Vielleicht kann der Händler da vielleicht auch nicht, aber man kann ja mal fragen. Aber das ist kein Problem des Autos an sich.
Und ja, es stimmt: Tesla kann schneller liefern. Die machen das nämlich geschickt: die verkaufen ein friss es-oder- lass es- Auto. 5 Außenfarben, 3 Innenraumvarianten, Felgen, eine SW-Freischaltung für einen überteuerten und überschätzten Assistenten. That's all. Logistisch einfach, und dank der Fanblase auch ausreichend. Ob das in 5 oder 10 Jahren noch so ist, wird man sehen...
Nicht falsch verstehen: Tesla hat einen effizienten Antrieb, und in Verbindung mit dem guten cW-Wert beim Model 3 ein effizientes Auto gebaut. Und sie haben die E-Mobilität vorangebracht und den Markt umgegraben. Aber sonst? Das Rad haben sie trotzdem nicht neu erfunden. Die Autos sind eher zusammengeschustert, SW-Hickhack mit Betaversionen auf der Straße, keinen echten Service. Selbstüberschätzung aller Orten. Ranger haben sie. Bravo.
Wer damit leben kann, bekommt ein billigeres Auto. Den Begriff "preiswerter" verkneife ich mir. Um von A nach B zu kommen, wird das reichen. Aber ich werde künftig wieder mehr Zeit im Auto verbringen, da ist dieser Stall einfach nicht das, worin ich verbringen möchte.
Bis der i4 ausgeliefert wird, fahren Teslas 600 bis 800 km weit?
Nö. Man wird es bis dahin vielleicht angekündigt haben, mehr aber nicht. Kaum eine andere Marke liegt real weiter hinter dem zurück, was auf dem Papier steht.
Real erreichen die Teslas NIE ihre angegebene Reichweite. Laut EPA liegt das Model S "max Range" 200 km vor dem Taycan, im Test waren es dann 30.
Das Model 3 P soll in 3,3s auf 100 beschleunigen, aber dazu muss man einen Rollout abziehen - und selbst dann schafft es das nicht. Natürlich ist es trotzdem brutal schnell, aber eben nicht so schnell wie man den Kunden erzählen will.
Wie lange sollte es den Cybertruck schon geben? Den Roadster 2 mit 200 kWh Batterie? Den Semi? Wann kommt das Model 2? All das wird 2022 nicht mehr kommen, das ist inzwischen offiziell.
Was es aber gibt: den F150 Lightning und den Rivian, der aktuelle Supersportwagen kommt von Rimac, elektrische LKW gibt es von Mercedes und Volvo, und wer einen elektrischen Kompaktwagen will, wird eher bei VW, Renault, Mini, Opel, Peugeot oder Honda fündig als bei Tesla.
Aber die Tesla Bubble glaubt auch, dass dort bald ein humanoider Roboter für 25.000 Dollar vorgestellt wird - weil ein Tänzer im schwarzen Jogginganzug über die Bühne gehüpft ist.
Daher denke ich nicht, dass der i4 bis 2023 zu sehr altern wird. Dass neue Modelle auf den Markt kommen werden - klar, das passiert ständig. Aber vielleicht kann mir mal jemand erklären, was hinter dem "das Neueste" steckt - das verstehe ich nämlich nicht. Mein Smartphone ist von 2018 - das funktioniert noch einwandfrei (auch der Akku), kein Austausch nötig. Ein neues könnte mir nicht mehr bieten.
Mein E91 330d ist hoffnungslos veraltet, Navi, Motor, Getriebe - einfach alles. Er tut aber einen super Job seit über 360 Tkm, bringt mich an jedes Ziel, ist sparsam, bequem, zuverlässig, ergonomisch und noch immer schnell genug für den Alltag. Sein Ende wird kommen, klar. Dann wird er (vermutlich) gegen einen i4 getauscht. Ob nächstes Jahr oder in 2 Jahren ist, oder in 3... ich kaufe meine Autos selbst, ich fahre die lange (weil ich dann weiß was ich habe). Die technische Basis ist wie sie ist - Hauptsache ist, dass sie funktioniert. Das ist ein komplettes Auto, ein BMW, der sich fährt wie ein BMW und die Qualität auch abseits des Antriebs mitbringt. Wen das nicht interessiert, kann was anderes kaufen. Aber warum will man dann überhaupt einen i4 bestellen?
Wenn morgen ein Auto rauskommt, das alle BMW-Qualitäten für weniger Geld mitbringt, überlege ich es mir nochmal. Aber das Auto sehe ich nicht am Horizont.