• Moin und hallo,


    Wie hieß es früher in der Werbung von BMW? 'Aus Freude am Fahren'. Ja, definitiv und das war auch das Motiv für die nächste Tour mit dem i4. Das Fahrzeug zu fahren, macht viel Spaß jedoch ist die Reichweite eher ernüchternd bis unbefriedigend. Aber dazu nun im Detail.


    Ich habe am 3.Juli eine halb berufliche, halb private Tour unternommen nach Beaufort, South Carolina. Der Weg dorthin führte mich mit einem kleinen Umweg nach Fairfax (Allendale County) zu einer OSB-Anlage, die von der Firma "West Fraser" dort betrieben wird. Gestartet bin ich am Mittwoch und habe den Wagen nochmal auf knapp 90% aufgeladen.Ich kenne den Deal von BMW in Deutschland nicht aber hier in den USA gibt es mit dem Kauf für 2 Jahre 30 Minuten 'Schnelladen' kostenfrei dazu.


    Das habe ich in diesen 2,5 Tagen fleißig genutzt. Wie gesagt, erste Ladung auf 90% in Greenville. Dabei ist es zu einer netten Begegnung mit zwei weiteren i4, 35 gekommen:


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    Die nächste Etappe ging nach Columbia, da mir dort EINE Schnelladestation von 'Electrify America' angezeigt wurde. Da das nur knapp 130 km sind, bin ich natürlich mit großzügiger Reserve dort angekommen. Die meiste Zeit bin ich zwischen 75 und 85 gefahren, je nach Verkehrslage. Ich muss dazu sagen, dass ich den i4 bewusst so gefahren habe, wie ich vorher auch Benziner auf dieser Strecke gefahren habe. Dort angekommen habe ich auf über 95% aufgeladen, um sicher zu stellen, dass ich zum zu unserer Anlage komme und zur nächsten Schnelladestation in Walterboro.

    Die Strecke führte durch kleine Städtchen mit klangvollen Namen wie Swansea, North, Norway, Denmark und das County Bamberg.


    Hier mal ein Foto von der Anlage, dass ich im letzten Jahr mit einer Drohne aufgenommen habe, bevor wir die Anlage aufwendig umgebaut haben.


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    Nachdem ich mein Tagewerk dort abgeschlossen hatte (im Prinzip nur zwei Meetings), bin ich weitergefahren nach Walterboro um noch einmal genug „Saft“ zu haben um nach Beaufort zum Hotel zu kommen, am nächsten Tag wieder zur Anlage und wieder nach Walterboro zum Nachladen. So weit, so gut!


    Das Nachladen in Walterboro war etwas ernüchternd. Zwei von vier Ladesaeulen waren defekt, die anderen Beiden belegt. Glücklicherweise wurde eine Säule schnell frei, obwohl mir der Fahrer gesagt hatte, dass er auch gerade erst gekommen ist. Vom anderen Delinquenten keine Spur. Selbst nachdem ich dort fertig war, war der Wagen noch da.


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    Von dort ging es dann über Landstraßen nach Beaufort. Eine sehr schöne Stadt zwischen Charleston und Savannah direkt am Atlantik. Im Hotel eingecheckt und zum Essen gefahren. Wenn jemand von Euch mal dorthin kommt, ich kann das Restaurant „Old Bull Tavern“ sehr empfehlen.


    Die Entfernung von Walterboro nach Beaufort war etwa 45 km, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Am nächsten Tag wieder nach Fairfax zur Anlage gefahren was einer Distanz von knapp 70 km entsprach. Auch hier wieder mein Tageswerk verrichtet und wieder nach Walterboro zum Nachladen gefahren (45+70+45). Hier hatte ich einen Denkfehler. Es war ‚the 4th of July‘.


    Neben Thanksgiving der wichtigste Feiertag für Amerikaner. Die beiden intakten Ladesaeulen waren belegt und zwei weitere Fahrzeuge warteten bereits. Dabei habe ich zum ersten Mal einen elektrischen Mustang gesehen. Wie auch immer, es ging nicht voran und ich hatte die Wahl zwei Stunden hier zu stehen oder zu versuchen zur nächsten Ladestation zu kommen. Ich hatte die Auswahl zwischen Charleston und Savannah. Charleston etwas näher gelegen aber weiter weg von Beaufort. Also bin ich 200km nach Savannah gefahren. Zeitlich wäre es sicherlich auf das Gleiche herausgekommen, allerdings 2 plus x Stunden auf dem Walmarkt Parkplatz zu stehen fand ich auch nicht prickelnd. Ich war schon in Columbia im Walmart, obwohl ich nicht dem „Dresscode‘ entsprechend angezogen war. Für diejenigen die es nicht kennen, der Dresscode für den Walmart ist ein Pyjama ;)


    Angekommen in Savannah bin ich mit knapp 15%. Ich muss zugeben, dass mich die letzten 30km nervös gemacht haben, da die Anzeige für die restliche Kapazität schneller rückläufig war, als ich erwartet hatte. Diesmal habe ich weit über die 30 Minuten hinaus geladen, bis ich fast 95% Kapazität auf den Batterien hatte. Auch hier habe ich den Dresscode ignoriert und bin in den Walmart. Eigentlich eine clevere Idee von „Electrify America“ entweder bei einem Target, Walmart oder Sams Club aufzubauen. Man geht doch immer wieder rein. Wenn ich in Rente bin, stelle ich mich mit einem Hotdog Stand neben die Ladesaeulen. Das wird bestimmt ein gutes Geschäft.


    Mit diesen beruhigenden Prozenten bin ich wieder nach Beaufort gefahren. Als Zugabe habe noch einen kleinen Abstecher zum Atlantik gemacht, um dann am Abend wieder in der Stadt zu sein. The 4th of July fiel etwas mickrig aus in der Stadt. Irgendwo weit entfernt ein Feuerwerk am Strand. Das wars.


    Da ich schlecht geschlafen hatte, hatte ich mich am nächsten Morgen recht früh auf den Weg gemacht, um zurück nach Greenville zu fahren. Ich war mir nicht sicher, ob ich es die 230km bis nach Columbia schaffen würde. Nach den ersten 20-30km war klar, daraus wird nichts. Also wieder in Walterboro Halt gemacht und die 30 Minuten laden ausgenutzt. Knapp 90% sind es geworden. Von hier wieder nach Columbia. Wieder aufladen auf 90% und wieder unter 30 Minuten. Zum Abschluss in Greenville wieder aufgeladen und das Wochenende eingeläutet.


    Resümee:


    Ein deutscher Komiker hat es mal sinngemäß so ausgerückt. Wenn man weiter will als zum Edeka, steht halt noch ein Verbrenner in der Garage. Ich weiß, ich handele mir jetzt viel Kritik ein, aber so ganz unrecht hat er nicht. Es muss allerdings folgendes bedacht werden, was in Deutschland etwas anders ist.


    In den USA gibt es laut einer kleinen Recherche etwa 61000 Ladestationen, davon knapp 10000 Schnelladestationen. Deutschland hat in etwa 99000 davon 25250 Schnelladestationen. Allerdings und das verdeutlicht den Unterschied und die Entfernung ein wenig besser, allein der Staat Texas ist 1,9 mal grösser als Deutschland


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    Im nächsten Jahr mag sich die Situation etwas verbessern, da ab 2025 BMWs die Ladestationen von Tesla mitbenutzen können.


    Dazu gibt es hier in USA noch eine Anekdote von Ford. Der CEO von Ford war mit seinem 15-jährigen Sohn unterwegs in einem von Ford hergestellten Elektroauto. Während der ganzen Reise, hat der Sohn dem Vater die Leviten gelesen über die miserablen Möglichkeiten zu laden und über noch schlechteren Möglichkeiten für Ford. Zu dieser Zeit hatte Ford auf seine eigene Lade Infrastruktur gesetzt. Kaum zurück, hat er seine verantwortlichen Manager einberufen und dafür gesorgt mit Tesla einen Vertrag zu schließen, um deren Stationen auch benutzen zu dürfen. Er wollte sich nicht noch einmal dem Spott seines Sohnes aussetzen.


    Wie gesagt, der i4 macht einen Haufen Spaß. Die Erfahrung mit der zweiten Reise hat mir aber die Grenzen gezeigt und das gerade hier in USA noch ein weiter Weg gegangen werden muss. Ich habe mir das Auto nie unter dem Aspekt der Umwelt zugelegt. Ich möchte mich auch gar nicht zu einer Diskussion darum einlassen. Mein Ansatz war, dass ich an unserem Buero in Greenville kostenfrei nachladen kann und dass ich für zwei Jahre, von ‚Electrify America‘ die Infrastruktur kostenfrei benutzen kann rund um Greenville. Hier in Greenville gibt es genug und eine davon nicht weit von meinem Haus.


    Ähnlich wie bei Smartphone Akkus, verbessert sich die Kapazität der Akkus nach einigen Ladezyklen. Nach dieser Tour hatte ich als maximale Distanz 257 Meilen angezeigt bekommen. Das wären 413 Kilometer. Das wahrscheinlich aber auch nur, wenn ich konstant 55 (88) fahre, Polizei im Nacken, Bergab und Mond von vorne. Realistisch eher 350km oder darunter. Hier rundum die Stadt Greenville habe ich damit nichts auszustehen. Es macht Spaß das Auto zu fahren. Schnell oder langsam. Egal. Es ist ein toller Wagen. Ob ich nach den drei Jahren weiterhin elektrisch bleibe, bleibt abzuwarten.


    Kleine Statistik der Tour:

    266 KWh geladen,

    700 Meilen gefahren

    = 2.63 m/KWh = 4.3 km/KWh


    Viele Grüße aus Greenville



    Thomas

    2 Mal editiert, zuletzt von TomSC29681 () aus folgendem Grund: Datum korrigiert Satz angefügt zur Route

  • Beim Lesen war ich mir nicht sicher ob du einen M50 mit großen Schlappen oder einen e35 fährst, aber es ist ja der 35er. Ich denke das größte Problem in den USA für BEVs ist einfach, dass jede Strecke so extrem lang ist. Wenn man Verwandte in der nächsten großen Stadt besucht, fährt man halt gleich 500km statt nur 150km wie bei uns. Und von Küste zu Küste brauchen wir gar nicht anfangen. Das was in Deutschland die komplette Nord-Süd-Strecke ist, ist gerade mal die Strecke zwischen San Francisco und Las Vegas.


    Wenn ich mir dann überleg, dass ich ja in Deutschland mit dem 40er unterwegs bin, würde mir wohl der 35er, der mir in Deutschland sicher auch reichen würde, in den USA definitiv nicht ausreichen. Zumal es ja durchaus sogar Streckenabschnitte gibt, wo man je nach Batteriegröße gar nicht ankommen kann, weil einfach 400-500km nichts kommt. Auch bei uns gibt es noch ein paar Abschnitte, wo man etwas vorplanen muss, weil beispielsweise 150km kein Lader kommt - aber bei euch ist das halt eher der normale Abstand.

    Von daher Respekt, das alles auf dich zu nehmen. Gerade wenn die Ladungen über die 60-70% hinausgehen, wird es einfach zäh, wenn man nicht eh eine Beschäftigung hat. Ich denke deinen Roadtrip hätte ich mir wohl zwei Mal überlegt, und das obwohl ich da eigentlich sehr entspannt bin.


    Aber einen Tipp würde ich dir noch geben: fang bei 15% nicht an zu schwitzen. Mit der Zeit lernst du sehr gut, wie weit du mit deinen Prozenten kommst und du kannst das auch über die Geschwindigkeit wunderbar steuern, sodass du - insofern es am (Zwischen-)Ziel eine sichere Lademöglichkeit gibt - auch problemlos bis 5% runterfahren kannst. Auch hat der i4 noch eine ordentliche Reserve, ausgehend vom 40er würde ich hier mit ca. 15-20km oder mehr rechnen, die man noch ohne große Einschränkung nutzen kann. Heißt nicht, dass man die ausnutzen sollte, aber es ist gut fürs Gewissen ;)


    Dir auf jeden Fall trotzdem viel Spaß mit diesem tollen Auto und ich bin mir sicher, du wirst einen Weg finden. Und wenn in 3 Jahren der Nachfolger ansteht, dann lösen sich einige der Probleme vielleicht mit der nächsten Generation an Fahrzeugen (Neue Klasse) und einem deutlich besseren Ladenetz von selbst. Aber bis dahin hast du Zeit, Erfahrungen zu sammeln.

  • Spannender Einblick nach USA. So wie ich das sehe, gibt es aber zwei Herausforderungen:

    1. Reichweitenangst.

    2. 30 Minuten Ladelimit.

    An 1 kan man etwas arbeiten, bei 2 ist natürlich ein großer Akku der in 30 Minuten schneller lädt immer besser.

  • Vielen Dank,


    Ich kann durchaus länger laden als 30 Minuten, nur dann muss ich jede KWh bezahlen. Es hat bisher immer gereicht um Über 80% zu kommen.

    Und wenn du - vorausgesetzt, niemand wartet auf die freiwerdende Säule - einfach nach 29,9 Minuten abbrichst und dann eine neue Ladung startest? Ginge das? Dann müsstest du doch eigentlich nur die paar kWh zahlen, die du in der zweiten Ladung noch bekommst!?


    Tolle Berichte übrigens. Ob du es glaubst oder nicht, es macht schon neugierig, das selbst mal zu versuchen. Bisschen Abenteuer muss schon mal sein. Nächstes Jahr sind wir im Urlaub in Florida, muss wohl ein BEV ordern. ;)